Der Landkreis Fulda mit seinem hohen Anteil ländlicher Gebiete ist geprägt von einer wechselvollen Bau- und Siedlungsgeschichte. Im Rahmen eines Wettbewerbs sind die Menschen im Landkreis Fulda gefragt: Was verstehen sie unter regionalbewusstem Bauen und Leben, und warum ist ihr Grundstück, ihr Haus oder ihr Garten ein perfektes Beispiel hierfür? In diesem Sommer geht der Wettbewerb in die zweite Runde. Bis zum 15. Oktober kann man sich mit einem Gebäude oder einem Garten bewerben.
„Regionalbewusstes Bauen ist kein Baustil“, erklärt Jürgen Simon vom Fachdienst Regionalentwicklung. „Es gibt keine einheitlichen Kriterien, die darüber entscheiden, ob ein Gebäude in die Region ,passt‘ oder nicht. Es geht auch nicht darum, festgelegte Merkmale zu erfüllen – sondern darum, sich vor dem Bau auf die Umgebung einzulassen und sich nach ihr auszurichten.“ Dies bedeutet, sich zum Beispiel folgende Fragen zu stellen: Wie ist die Bodenbeschaffenheit, aus welcher Richtung kommt der Wind, wie ist der Lichteinfall, muss ich mich an eine Hanglage anpassen? Auch die Frage nach den Materialien gehört dazu: Gibt es regionale Lösungen? Kann ich Materialen aus der Region beziehen? Jedes Gebäude kann dabei seinen ganz individuellen Fokus haben.
Bewerben kann man sich nicht nur mit dem Eigenheim, sondern auch mit Gebäuden, die gewerblich genutzt werden, sowie mit kommunalen Gebäuden.
Ein gutes Beispiel ist der Dorfladen „von allem äbbes“ der Familie Bleuel in Hofbieber. Er wurde in 2023 neu eröffnet – nachdem der Laden in die familieneigene Immobilie umgezogen war, die saniert und durch einen Anbau ergänzt wurde. Verwendet wurden regionale Materialien wie Wettbretter als Fassadenverkleidung und kleinteilige Tonziegel. Der neue moderne Flachbau fügt sich mit dem sanierten Fachwerkhaus in die Gesamtanlage ein, sodass der ursprüngliche Charakter des Dreiseithofes erhalten werden konnte. Dies trägt zur Aufwertung des Ortskerns und der örtlichen Infrastruktur bei. Auffällig ist, dass sich der flache Anbau durch seine moderne Schlichtheit optisch von den anderen Gebäuden unterscheidet. Das erfüllt einen bestimmten Zweck: Der Gebäudeteil anstelle des ehemaligen Hühnerstalls sollte den nach Norden gelegenen Hof nicht unnötig verschatten, aber den Laden maximal mit natürlichem Licht versorgen. Ziel erreicht! „Der Dorfladen mit dem dazugehörigen Wohnhaus ist ein gelungenes Beispiel von moderner dörflicher Entwicklung – nicht nur baulich, sondern als Gesamtkonzept mit Fokus auf regionalen Lebensmitteln, kurzen Wegen und der Möglichkeit zum Austausch zwischen Erzeuger und Kunde“, bilanziert Jürgen Simon vom Fachdienst Regionalentwicklung.
Der Dorfladen Hofbieber ist eines von vielen guten Beispielen aus dem Landkreis Fulda. Einen guten Eindruck davon, wie regionalbewusstes Bauen aussehen kann, erhält man auch auf www.landkreis-fulda.de/regionaltypisches-bauen: Hier werden die Gewinnerinnen und Gewinner – jeweils fünf Gebäude und Gärten – aus der ersten Runde des Wettbewerbs aus dem Jahr 2021 vorgestellt.
Der Wettbewerb
Der Wettbewerb „Regionalbewusst bauen und leben“ wird vom Fachdienst Regionalentwicklung beim Landkreis Fulda ausgerufen. Mitmachen können Bauherrinnen und Bauherren beziehungsweise Eigentümerinnen und Eigentümer aus dem gesamten Landkreis Fulda. Bewerben kann man sich entweder mit einem Garten oder mit einem Gebäude. Hierfür gilt es, einen Fragebogen auszufüllen und Fotos einzuschicken. Teilnahmeschluss ist der 15. Oktober 2024. Eine Experten-Jury bewertet die Einreichungen, anschließend werden die jeweils fünf besten Gärten und Gebäude als Best-Practice-Beispiele auf der Webseite des Landkreises Fulda präsentiert. Zudem erhalten die Gewinnerinnen und Gewinner je einen 50-Euro-Gutschein, der bei Betrieben des Rhöner Charme eingelöst werden kann. Infos, Teilnahmebedingungen und die Bewerbungsunterlagen findet man auf www.landkreis-fulda.de/regionaltypisches-bauen. Ansprechpartner ist Jürgen Simon: Telefon 0661 6006-7970, E-Mail: regionalentwicklung(at)landkreis-fulda.de.