Regionalbewusst leben und bauen: Weitere Wettbewerbsgewinner stehen fest

MACKENZELL/PILGERZELL. Gewinner Nummer vier: Die Eigentümergemeinschaft Thomas/Thümmler ist mit der Herrenmühle in Mackenzell einer der Gewinner des Wettbewerbs „Regionalbewusst bauen und leben“ im Bereich Gebäude. Im Bereich Garten ist die vierte Gewinnerin Familie Traud aus Pilgerzell.

Das historische Mühlengebäude der Eigentümergemeinschaft Thomas/Thümmler wurde um 1600 von Fürstabt Johannes von Schwalbach erbaut und hat in seiner Geschichte mehrere Brände und andere Schäden erlitten. Seit 2000 ist die Herrenmühle im Besitz der Familien Thomas und Thümmler.

Die Herrenmühle wurde um 1600 errichtet. Foto: Uli Thümmler

In einer zweijährigen Sanierung wurde das stattliche Bauwerk denkmalschutzgerecht instandgesetzt, im Jahr 2002 wurde das Gebäude mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet.

Das Besondere an der Instandsetzung ist, dass sich die Eigentümer auf das Konzept der konservierenden Sicherung und behutsamen Instandsetzung verständigten, um erhöhte Kosten und aufwendige Eingriffe zu vermeiden: Beispielsweise wurden Holzböden im Bereich des heutigen Ingenieurbüros aufgrund ihrer Schäden und Verformungen nicht durch neue ebene und pflegeleichte Fußböden ersetzt, sondern lediglich ausgebessert. „Anfangs war die Nutzung der Räume mit den ‚authentischen Gefälleböden‘ ungewohnt“, sagt Uli Thümmler. „Aber heute fallen uns die Schäden und Verformungen des Bodens nur noch auf, wenn wir das schmunzelnde Gesicht von Besuchern sehen.“

Dieser Philosophie getreu folgend finden sich überall im Gebäude Beispiele dafür, dass eine bestandsnahe Überarbeitung einem modernen Wohnen nicht entgegenstehen muss. Teile der Mühlentechnik, die die statische Konstruktion oder die funktionalen Anforderungen an die Grundrisse nicht störten, wurden kurzerhand integriert und finden heute teilweise eine neue Nutzung. In der Herrenmühle befinden sich heute zwei Wohnungen und ein Büro-Komplex.

Die Jury des Wettbewerbs stellt fest, dass diese Art der Bestandserhaltung dazu führt, dass keine neuen Flächen versiegelt werden, viele vorhandene Bauteile eine neue Nutzung bekommen und die Verwendung altbewährter Bautechniken und der Erhalt von Materialien zeitgemäßer ist denn je. „Dies ist nahezu klimaneutral – in der Umsetzung und der Unterhaltung“, urteilt die Jury.

Gewinner-Garten Nummer vier gehört Familie Traud. Die beiden Wohnhäuser der beiden Familien könnten unterschiedlicher nicht sein: Das eine ist ein Neubau aus Holz, das andere – ein Bestandsgebäude – gibt sich durch die sanierte Backstein-Fassade als Massivbau zu erkennen. Was aber beide verbindet ist die Nachhaltigkeit, die Ökologie und der dazwischenliegende Garten.

Der Garten der Familie Traud befindet sich in Hanglage. Zudem wachsen dort viele heimische Pflanzen und Gehölze. Foto: Volker Kimpel

Der Garten mitten in der Ortslage von Pilgerzell weist eine starke Hanglage auf. Diese ist aber nicht etwa mittels moderner Betonbauteile in Form und rechte Winkel gebracht worden, um bequem vom einen Haus zum anderen zu gelangen. „Schnelle Durchquerbarkeit“ scheint bei der Gartengestaltung kein vorrangiges Gestaltungsziel gewesen zu sein. „Dieser Garten ist ein bisschen wie der Blick durch ein Kaleidoskop, man dreht nach links, dann nach rechts und schon sieht man wieder etwas Neues“, berichtet die Jury.

„Diese bunte Kleinteiligkeit des strukturreichen Gartens und die vielen Orte, die zum Verweilen einladen, um den vielen Details und Nutzungen Aufmerksamkeit zu schenken, ist das Besondere und Außergewöhnliche“, erläutert Jurymitglied und Landschaftsarchitekt Volker Kimpel.

Die Holzveranda des Hauses ist das verbindende Element zum Garten, der sich vor allem durch heimische Pflanzen und Gehölze auszeichnet. Foto: Volker Kimpel

Ein besonderes Merkmal des Gartens ist die große Vielfalt an heimischen Pflanzen und Gehölzen. Zudem ist die dem Haus vorgelagerte Holzveranda ein fließend gestalteter Übergang zum Inneren des Gebäudes und verbindendes Element zwischen Garten und Wohnhaus. „Die Eigentümer zeigen uns zwei Dinge: Zum einen, dass ein regionalbewusst angelegter Garten nicht groß sein muss und zum anderen, dass Garten und Haus nicht zwangsläufig zwei getrennte, für sich stehende Lebensräume sind, sondern durchaus zu einem Ganzen verschmelzen können“, so die Jury.

Die anderen Gewinner und alle weiteren Infos zum Thema „Regional bauen und leben“ gibt es online unter www.landkreis-fulda.de/regionaltypisches-bauen